Mathelehrer oder Designerin?
Klingt widersprüchlich? Ja, ist es auch! Und irgendwie auch nicht... denn das bin ich, und ich bin so. Muss am Sternzeichen liegen... 😉
Daß ich heute das tue, was ich tue, ist irgendwie Zufall! Und das, obwohl ich es tatsächlich gelernt habe! So richtig, mit Abschluss und so! 💪🏻
Also von vorne: Nach dem Abi wusste ich nicht so richtig, wohin die Reise gehen und habe verschiedene Praktika gemacht, wie zum Beispiel bei einem Architekten oder auch bei einem Modellbauer. Alles gleichzeitig kreativ und technisch, aber am Ende war nicht das richtige dabei.
Dann habe ich von einer Freundin von einer Modeschule am Bodensee gehört. Sie bezeichnete die Ausbildung als Bastellehre, weil sie so viel praktisch arbeiten, und weil ich eh nicht so scharf aufs Studieren war, hab ich mir die Schule angeschaut. Danach hab ich mich einfach beworben und es dem Schicksal überlassen, ob das mein Weg sein soll. Ich wurde genommen und da war ich. Auf einer Modeschule auf dem Weg zur staatlich geprüften Modedesignerin, inklusive Schneiderlehre.
Das war eine tolle Zeit und ich hatte super strenge Lehrer im Nähen und in der Schnitttechnik, wofür ich heute sehr dankbar bin! Doch im Gegensatz zu den meisten Anderen auf der Schule hatte ich nicht schon immer den Traum Designerin zu werden. Ich habs halt einfach mal gemacht. Und so stellte sich nach dem Abschluss wieder die Frage, was jetzt? Doch noch studieren? Doch noch Lehramt? Denn unterrichten hat mir schon immer Spaß gemacht... und in meiner zweiten Persönlichkeit bin ich ja ein kleiner Mathe-Nerd... 🤓
Den Studienplatz hatte ich dann auch tatsächlich schon in der Tasche als ein Anruf von meinem Lehrer kam. Bei Schiesser gibt es einen Praktikumsplatz, ich soll mich bewerben. Ok! Dann mach ich das halt. Und wieder: Ich wurde genommen.
Und so sollte es wohl der Weg bleiben.
3 1/2 Jahre war ich dann dort und durfte im Designteam für Mexx lernen und mich von der Praktikantin bis zur Junior-Designerin mit eigener Kollektion hocharbeiten. Danach kam ein Wechsel zu Sannetta, ins Team von Marc O'Polo, wo ich endlich den Status "Designerin" erreichte 💪🏻
Immer war es Wäsche und Bademode, wieder ein Bereich, den ich vorab nie auf dem Schirm hatte, aber den ich wirklich liebe. Was man an einer Unterhose entwerfen kann??? So einiges...! 😉
Da frag ich mich grade, warum ich eigentlich noch kein Wäsche- oder Bade-eBook hab? 🤔
So, aber nach 5 Jahren Berufserfahrung mit 29 kam ein Wendepunkt. Unser kleines Team war in Tübingen stationiert, und als wir alle zur Mutter auf die Alb kommen sollten, entschied ich mich dagegen. Ich packte meinen Rucksack, verkaufte was ich verkaufen konnte, löste alles auf und ging nach Neuseeland.
Mein Chef hat zwar nicht verstanden was an Neuseeland so viel anders ist als an der Alb, aber er ließ mich gehen 😂
Ein unglaubliches Jahr, eine unvergessliche Reise, von der ich sicher noch mehr schreiben werde. Aber hier geht es ja erstmal nur um die Ausbildung. Was das mit NZ zu tun hat? Ich lerne eigentlich immer, wenn ich unterwegs bin! Ich kann nicht anders! Ich seh ein Handwerk und ich will es auch machen!
In Neuseeland ist das ganz einfach! Und es dreht sich sehr viel um Schmuck. In kleineren Workshops machte ich das traditionelle Bonecarving der Maoris, wo aus Knochen Anhänger geschnitzt werden. Und auch aus Pounamou, der neuseeländischen Jade, wird gecarvt und auch das musste ich natürlich ausprobieren!
Doch die meiste Zeit verbrachte ich in einer kleinen Jewellery in Nelson. Übrigens dem sonnigsten Ort in Neuseeland! 😉☀️ Dort wollte ich nur 2 Wochen bleiben und schnuppern, und blieb am Ende 6 Monate. Lernte die Grundlagen der Goldschmiedekunst, wenn auch mit Silber 😉 und machte nach kurzer Zeit nicht nur Zuarbeiten, sondern meinen eigenen Schmuck, verkaufte ihn und sollte ihn in anderen Geschäften aus.
Am Ende durfte ich sogar bei einer Schmuck-Ausstellung mitmachen, zu der ich aber leider selbst schon nicht mehr da sein konnte. Mein Visum war abgelaufen und ich musste schweren Herzens nach Hause.
Auf dem Heimweg machte ich noch ein paar Wochen Zwischenstopp in Thailand, und in Chang Mai fand ich Hiro, der in seiner kleinen Werkstatt in einer Seitenstrasse, in die ich mich verlaufen hatte, Ledertaschen mit Schmuckelementen machte. Und? Klar, oder? Ich konnte nicht anders! 😄
3 Tage saß ich nur bei ihm und machte meine eigene Tasche, lernte die Grundtechniken, verschiedene Nähte und kleine Tricks. Alles Handarbeit natürlich, da kam keine Nähmaschine zum Einsatz. Nur ein Hammer! 🔨😉
Aber warum erzähl ich das alles? Weil das alles zu dem geführt hat, was ich heute tue.
Als ich wieder in Deutschland war, hatte ich nämlich keinen Plan für die Zukunft. ich wusste nur, in meinen Job am Schreibtisch wollte ich nicht mehr zurück, ich wollte praktischer arbeiten und nicht nur am Bildschirm sitzen. (Denn so ist der Job des Designers in Wirklichkeit). Also schrieb ich einen Businessplan um einen Gründerzuschuss zu bekommen. Ich wollte alles vereinen, was ich gelernt und von der Reise mitgenommen habe. Und am Ende kam wieder alles anders! 😂 Nur der Plan, selbständig zu arbeiten blieb.
Aus der geplanten Taschen- und Schmuck-Manufaktur wurde wieder wie aus Versehen meine Nähwerkstatt. Ich konnte im Gebäude der Lauffenmühle, wo meine Mutter schon ihren Stoffladen hatte, einen Raum mieten und machte das einfach!
Ich richtete ihn ein und begann Nähkurse zu geben. Und jetzt mache ich das seit 8 Jahren!
Gleich am Anfang versuchte ich mich auch mit kleinen eBooks, aber irgendwie war mein Fokus damals ein anderer und ich liess es bald wieder. Stattdessen nähte ich selbst und machte weiter meinen Schmuck und ging damit auf Märkte. Das hat großen Spaß gemacht. Es folgte meine erstes Label moanarama aber irgendwann war auch diese Zeit vorbei. Schon alleine durch die Kinder...
Dafür kam ich dann wieder zurück zu den eBooks. Aber diesmal richtig!
Und so bin ich da gelandet, wo ich heute stehe, und bin gespannt, wohin die Reise noch führt.
Im Moment bin ich glücklich mit allem wie es ist!
Ich liebe es, die Kurse in meiner Werkstatt zu geben! Direkt mit jemandem zusammen zu arbeiten, etwas zeigen zu können und die Erfolge miterleben zu dürfen.
Aber ich liebe es auch, meine eigenen Modelle zu entwerfen, die Schnitte zu machen, am Bildschirm zu sitzen, zu schreiben und alles zu layouten.
Hier kann ich alles kombinieren, was ich gelernt habe und gerne tue.
Und online mehr Nähbegeisterte erreichen und mein Wissen weitergeben als vor Ort.
Und ich bin mir sicher, daß auch der Schmuck und das Leder irgendwann wieder eine Rolle spielen werden...
Wenn dich das ein oder ander noch genauer interessiert schreib es mir gerne im Kommentar. Ich hätte da noch so einige Geschichten zu erzählen 😉 Aber hier und heute soll es ja erstmal nur um das gehen, was ich gelernt habe.
Bis morgen zum nächsten Thema: "mein Arbeitsplatz"
deine Katja
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